Kein erhobener Zeigefinger bei Drogensucht

Kein erhobener Zeigefinger bei Drogensucht

Unna – Früher war das Klientel der Drogenberatungsstelle in Unna ein anderes: Musik, Lebensstil und Politik spielten in der Szene eine große Rolle. Das ist heute nicht mehr so.

„Den typischen Drogenabhängigen gibt es nicht mehr“, sagt David Hofmann. Fast alle Gesellschaftsschichten seien betroffen. Cannabis spiele nach Heroin die größte Rolle in Unna. Viele Menschen, die in die Beratungsstelle an der Bahnhofstraße kommen, seien gleich von mehreren Drogen abhängig. Fast immer spiele Alkohol eine Rolle, so Hofmann.

In seiner rund zwölfjährigen Tätigkeit bei der Drogenberatungsstelle hat der Sozialarbeiter viele gescheiterte Existenzen gesehen. „Wer zum Beispiel Heroin nimmt, gerät ganz schnell in eine Spirale, die abwärts führt.“ Zuerst verliert der Abhängige seinen Job, dann sein Geld; die Partnerschaft zerbricht und schließlich steht derjenige vor dem Nichts, beschreibt Hofmann den typischen Weg.

Der ein oder andere landet schließlich auch vor David Hofmann hilft Abhängigen auf dem Weg in ein suchtfreies Lebender Bürotür von David Hofmann – mal freiwillig, mal gezwungenermaßen. Letzteres ist immer dann der Fall, wenn ein Heroinabhängiger eine Drogenersatztherapie beginnt. Die medizinische Betreuung übernimmt der Arzt, die psychologische die Beratungsstelle. Mit erhobenem Zeigefinger wird in einer solchen Sitzung nicht taktiert. Auch Verschwiegenheit sei ein hohes Gebot. „Diejenigen, die hierher kommen, müssen sich sowieso schon überwinden“, so Hofmann. Vielmehr sei es wichtig, die Drogensucht aufzuarbeiten. Warum nehme ich Drogen? Was ist bei mir schief gelaufen? – Das sind Fragen, bei denen Hofmann helfen kann. Ein weiteres Thema: „Fast alle unsere Klienten brechen mit dem Gesetz und sind dabei erwischt worden.“ Auch bei solchen Problemen kann die Drogenberatungsstelle weiterhelfen.

Was das Ziel einer Beratung sei, entscheiden die Abhängigen selbst. Mal wollen sie ein suchtfreies Leben führen, mal reicht es ihnen, mit einem Ersatzstoff zurechtzukommen. Egal, für was sie sich entscheiden – Hofmann und seine Kollegen helfen dabei – auf Wunsch auch anonym.

Kontakt:

Das Team der Drogenberatungsstelle Unna hat sein Büro an der Bahnhofstraße 3. Geöffnet ist dienstags, donnerstags und freitags von 9 bis 12 Uhr sowie dienstags und donnerstags zusätzlich von 14 bis 16 Uhr. Die Mitarbeiter vergeben auch nach Vereinbarung unter Tel. 0 23 03 / 26 02 Termine.

Quelle: Stephanie Tomé, Hellweger-Anzeiger, 14.02.13

 

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