Sucht auf der Leinwand
Insgesamt 700 Lüner Jugendliche sind beim bundesweiten Projekt dabei
Lünen Bei Popcorn und Cola über die Gefahren von Alkohol oder Nikotin informieren. Das stand gestern im Cineworld auf dem Programm und wird auch heute für viele Lüner Schüler Thema sein. Insgesamt 700 Jugendliche zwischen 12 bis 19 Jahren sind bei den Jugendfilmtagen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (Bzga) dabei.
Das bundesweite Projekt bietet neben der Auswahl von sechs Filmen rund um das Thema Alkohol- und Nikotinkonsum, auch diverse Mitmach-Aktionen im Kinofoyer an. Hier geht es auch mal wackelig zu, wie auf dem – bei den Schülern sehr begehrten – „Promille-Run“. Die Jugendlichen können sich Rauschbrillen aufsetzen, die simulieren, wie groß die körperliche Beeinträchtigung von etwa 1,0 Promille Blut-Alkohol ist.
Eine ebenso große Nachfrage kann die „Raucherlounge“ vorweisen. Hier informieren sich auch die drei Neuntklässlerinnen Lisa Marie (17), Jessica (15) und Jacqueline (14). Alle Drei rauchen regelmäßig. „Ich habe mit dem Rauchen angefangen, weil es jeder in unserer Klasse gemacht hat. Jetzt kann ich nicht mehr aufhören“, stellt die Älteste der Gruppe fest. Jacqueline erzählt, sie habe bereits mit 13 begonnen zu rauchen. Sie hofft, durch das Präventionsangebot ihren Nikotionkonsum zumindest zu reduzieren. „Ich trinke zwar kaum Alkohol“, so Jessica, „aber in meinem Freundeskreis gab es schon oft Probleme. Viele werden schnell aggressiv, das ist gruselig“. Nach der Filmvorführung sind sich die Drei sicher: Die Mitmachaktionen sind zwar spaßig, aber wirklich zum Nachdenken gebracht hat sie erst der Film „Elefantenherz“. „Mit Alkoholtrinken halte ich mich weiter zurück“, sagt die 15-Jährige. Ob das auch die anderen 700 Schüler so sehen, wird in den Nachbereitungen in den Klassen zu sehen sein.
Weg von reiner Info – 3 Fragen an…
Matthias Hundt, Präventionsfachkraft bei der Suchthilfe Unna
Was erhoffen Sie sich von den Jugendfilmtagen?
Dass präventive Arbeit wichtig ist, zeigen aktuelle Studien. Die Zahl der Jugendlichen, die rauchen und Alkohol trinken, sinkt. Jetzt kommt es vor allem darauf an, dass die Lehrer noch einmal eine intensive Nachbesprechung vornehmen.
Wie bewerten Sie das Programm der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung?
Ich denke, gerade die Fime sind super. Weg von der reinen Informationsvermittlung. Der emotionale Zugang setzt sich viel tiefer in Herz und Hirn fest. Die Schüler wissen in der Theorie meist, was Alkohol und Nikotin verursachen. Dabei sollte man nicht wie beim Extremfall „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ abgeschreckt werden. Sondern näher am Leben der Jugendlichen herangegangen werden.
Aber so ein großes Projekt ist sicherlich nicht alleine stemmbar?
Das stimmt. Besonderer Dank geht daher an die Stadt Lünen und die vielen Kooperationspartner. Ohne das ganze Netz, hätte das Projekt nicht funktioniert.
Jennifer Meina
Quelle: Ruhrnachrichten Lünen vom 19.09.2014