Leben in der „Alkohölle“

Leben in der „Alkohölle“

(Beitragsbild: Volker Timmerhoff vom Kommissariat Kriminalprävention, Streetworker Arne Vogt, Matthias Hund (Gesellschaft für Suchthilfe KreisUnna), Streetworkerin Imke Vogt und David Hofmann von der Drogenberatung Kreis Unna (v.l.))

Ein Theaterstück für Siebt- und Achtklässler zeigt die Gefahren des Alkohols

BERGKAMEN  Alkohölle – der Titel des Theaterstücks macht den Jugendlichen sofort  klar, worum es geht: Alkohol ist kein Mittel, um Probleme zu lösen und das Leben schöner  zu machen.
Wer Alkohol exzessiv und vor allem zu häufig trinkt, verwandelt sein Leben in eine Hölle. Am 8. und 9. Juni ist das Theaterstück für Siebt- und Achtklässler in Bergkamen zu sehen.

Alkohölle2 WA 13.05.2015

INFOKASTEN

Je zweimal pro Tag (siehe Infokasten) erleben sie, wie die 19-Jährige Lena Gefahr läuft, dem „Verführer“ Alkohol zu verfallen. „Das Tolle ist, dass die Schüler sich mit Lena identifizieren können. Sie ist jung und lustig – aber hat auch eine traurige Seite“, sagt Matthias Hundt. Der Mitarbeiter der Gemeinnützigen Gesellschaft für Suchthilfe im Kreis Unna stellte die Aktionstage gestern mit Volker Timmerhoff (Kommissariat Kriminalprävention der Kreispolizeibehörde), sowie den Bergkamener Streetworkern Imke Vogt und Arne Vogt vor. Die Aufführungen im studio theater sind nur ein Baustein, die das Netzwerk Prävention des Kreises im Rahmen der bundesweiten Suchtwoche zum Thema Alkohol in Bergkamen plant.

Das Theaterstück „Alkohölle“ zeigt auf eindrückliche Weise, wozu der exzesive Alkoholkonsum führen kann.

„Nur ein Theaterstück zu zeigen, ist zu wenig. Die Jugendlichen schauen sich das an und gehen durchaus betroffennach Hause – aber präventiv hat das nicht genug Kraft.“ Darum wollen die Netzwerkpartner auch Eltern und Lehrer mit ins Boot holen. Für die Lehrer gibt es eine Fortbildung. Bei dem Elternabend soll es zum Beispiel um den Kontakt zwischen Eltern und Kindern gehen. „Aber es ist schwierig, die Eltern zu erreichen“, sagt Timmerhoff. „Ich habe 1996 angefangen, Elternabende zu machen – damals waren rund 90 Prozent der Eltern da“, erzählt er. Diese Zeiten sind vorbei. Er erinnert sich daran, dass mal zwei kreisweite Elternabende angeboten wurden – ein Termin war in Kamen, der andere in Unna. „Bei beiden waren jeweils vielleicht 60 Eltern da.“ Die Schulen für das Projekt zu begeistern war einfacher: „Es haben sich alle weiterführenden Bergkamener Schulen angemeldet. Wir erreichen so etwa 800 Schüler“, sagt Hundt. Ein Novum: Das Stück „Alkohölle“ wird seit Jahren im Kreis gezeigt – bisher waren aber nie alle weiterführenden Schulen einer Stadt mit dabei.

Dass die Netzwerker die Warnung vor dem „Verführer Alkohol“ über die Bühne an die Jugendlichen herangetragen, hat einen einfachen Grund: „Reine Infoveranstaltungen bleiben nicht so gut hängen“, sagt Hundt. Darum sei die emotionale Ebene wichtig. „Wenn man über Gefühle im Zusammenhang mit Alkohol spricht – dann redet man über das Wesentliche.“ Über Gefühle sprechen und Fragen stellen können die Schüler auch nach der  Aufführung: Die Schauspieler vom „Theaterspiel – Beate Albrecht“ und die Netzwerkpartner stehen bei einer Podiumsdiskussion Rede und Antwort. Besonders eindrücklich dabei seien immer, so Hundt, die Erzählungen des einzigen Laienschauspielers in der Truppe. Er spielt Lenas Vater und ist selbst trockener Alkoholiker.
Dass sie die Jugendlichen so nicht völlig vom Alkoholkonsum abhalten können, ist ihnen klar. Aber je später sie damit in Berührung kommen und je verantwortungsbewusster sie damit umgehen – desto besser.

Quelle: Westfälischer Anzeiger 12.05.2015/    Fotos: Erhardt/ pr

 

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