In der Lindenbrauerei tobt die „Alkohölle“ – Denkanstoß zum Thema Drogen für Unnas Jugend

In der Lindenbrauerei tobt die „Alkohölle“ – Denkanstoß zum Thema Drogen für Unnas Jugend

Der erste Schluck Bier im Kindesalter kann der Einstieg sein in eine große Suchtkarriere. Ein ganzer Jahrgang der Unnaer Jugend bekommt nun einen Denkanstoß.

Das Zeug schmeckt doch lecker, und warum Tante Maxi damit kein Geld verdienen will, mag Lena (19) nicht verstehen. Sie erfährt es in einem Wechsel aus Streits, Momenten der Offenheit und eigenen Erfahrungen. Am Ende verbeugen sich die Darsteller: Es war ein Theater, buchstäblich. ,,Alkohölle“, ein Stück des Wittener „Theaterspiels“ setzt in Unna einen flächendeckenden Denkanstoß.

600 junge Leute erreicht das Theaterspiel in der Lindenbrauerei in vier Aufführungen. Rechnerisch ist das ein ganzer Jahrgang in Unna. Es sind Schülerinnen und Schüler der achten Klassen, die das Stück sehen. Hinter der Veranstaltung stehen die Suchthilfe im Kreis Unna und das Kinder- und Jugendbüro der Stadt. Es ist ein Beitrag zum Vorsorgeangebot gegen Alkohol, Zigaretten und alle anderen Drogen, für den die Schauspielerinnen und Schauspieler auf die Bühne steigen.

Notwendig seien solche Angebote, unterstreicht Matthias Hundt von der Suchthilfe im Kreis Unna. Jüngste Studien hätten zwar gezeigt, dass der Alkohol- und Zigarettenkonsum bei Jugendlichen in Deutschland rückläufig sei. Gleichwohl liege er auf einem viel zu hohen Niveau. Und: Das Einstiegsalter sinkt, vermutlich als Auswirkung der Corona-Pandemie. Für Alkohol liege es nun etwa bei 12 oder 13, so Hundt.

Das Fatale am Alkohol ist, dass er ja auch ,,hilft“
Das Problem daran sei nicht allein der Konsum selbst, sondern auch das, was sich daraus entwickeln kann, erklärt die Präventionsfachkraft. ,,Kinder lernen, dass sie sich etwas zuführen können, das dazu führt, dass sie sich anders, im ersten Moment vielleicht besser fühlen“, sagt Hundt. ,,Es bringt ja etwas, Alkohol zu trinken oder zu rauchen. Vielleicht bin ich lockerer und lustiger, wenn ich getrunken habe, kann besser auf andere Menschen zugehen. Oder es entspannt, wenn ich rauche. Dabei könnte ich mir doch auch ohne Hilfe einen Ruck geben, auf Leute zuzugehen, langsam meine Scheu abbauen. Eine Unruhe einfach aushalten lernen. Statt der eigenen inneren Entwicklung suche ich mir eine Substanz als Abkürzung. Das macht Alkohol und Zigaretten zur typischen Einstiegsdroge.“

Authentisches Stück von trockenen Alkoholikern
Im Stück ,,Alkohölle“ wird dieses Prinzip nicht abstrakt erklärt, sondern konkret gezeigt. Lena, die mit 19 eine Identifikationsfigur fürs junge Publikum ist, macht ein Praktikum in der Werbeagentur ihrer Tante Maxi. Als ein Spirituosenhersteller eine Kampagne in Auftrag geben will, lehnt die Tante ab. Lena versteht es nicht, würde doch Geld in die Kasse kommen. In der anschließenden Auseinandersetzung rücken zwei Geschichten aufeinander: Die von Lena, die in ihrer Clique natürlich auch mal Alkohol trinkt, und Tante Maxis zunehmend offener Bericht über eine Drama in ihrer Familie.

Das Stück ist nicht aus der Luft gegriffen. Gespielt wird die ,,Alkohölle“ von drei Schauspielprofis und einem Betroffenen, der als trockener Alkoholiker einen Beitrag dazu leisten will, dass niemand seinen Weg geht. Zwei Selbsthilfegruppen für trockene Alkoholiker waren daran beteiligt worden, dieses Stück zu erarbeiten. Zum Konzept gehört aber auch ein Paket für die Schulen, einschließlich einer Fortbildung für Lehrkräfte und eines Informationsabends für Eltern. Finanziert wird die Durchführung vom Rotary Club Unna.

Quelle: Hellweger Anzeiger/ 13.05.2023

Foto: Yvonne Wyczisk

 

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